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Biedermeier und Empire

Neben zahlreichen Möbeln aus dem Biedermeier und Empire, weist die Sammlung des Möbelmuseum Wien noch eine weitere Besonderheit auf: In den sogenannten „Biedermeierkojen“ sind die Interieurs von damals heute noch in ihrer Gesamtheit zu bewundern.

Biedermeier – kein Terminus gibt so gut die den Österreichern stets eigentümliche Verbindung von politischer Resignation mit ästhetischem Genießen und katholischer Frömmigkeit wider.

William M. Johnston

Kaiser Franz II./I. regierte in einer Zeit der Wirren, Unruhen und tiefgreifender Veränderungen. Die Napoleonischen Kriege, der Wiener Kongress 1814/15, die politische Neuordnung Europas, der aufkommende Nationalismus, die polizeistaatlichen Maßnahmen Metternichs, die beginnende industrielle Revolution, der Wandel von einer feudalen zu einer bürgerlichen Gesellschaft, das alles bildete jenes hoch explosive Gemenge, das sich schließlich in der Revolution 1848/49 entlud.

Bedeutende Veränderungen erfuhr auch der Einrichtungsstil. Mit Napoleons Machtexpansion verbreitete sich in weiten Teilen Europas der für ihn entworfene repräsentative Empire-Stil, der sich an der griechisch-römischen sowie ägyptischen Antike orientierte. Er hielt in den Wohnungen des Wiener Adels und Bürgertums Einzug.

Am Hof von Kaiser Franz, dem zentralen Gegenspieler des Korsen, fand er allerdings nur in den Appartements seiner dritten und vierten Ehefrau Eingang. Daneben entwickelte sich ein dem klassizistischen Empire-Stil verwandter, jedoch schlichterer und vor allem wohnlicherer Möbelstil: das viel später, ab der Wende zum 20. Jahrhundert, so bezeichnete Biedermeier. Es wurde lange als genuin bürgerlicher Wohn- und Einrichtungsstil betrachtet, entstanden aus dem Wunsch vieler Menschen, sich in häusliche Idyllen zurückzuziehen.

Die Ursprünge scheinen jedoch vielmehr bei den Höfen und dem Adel zu liegen, konzipiert für den weniger repräsentativen privaten Wohnbereich. Heute werden mit dem Biedermeier oft Begriffe wie klein, eng, rosa gestreift und kleingeblümt assoziiert. Da ist schlichtweg falsch. Elegant geformte Sitzmöbel, edle Hölzer, großgemusterte Tapeten und gewagte Farben, das war gefragt. Von brav und bieder keine Rede!